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GQ Magazine

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GQ MagazineOctobre 1999


Plastische Chirurgie fur die Karriere, das Ego oder die Freundin : Immer mehr Männer sind heute bereit, für ihre Schönheit zu bluten.
Und scheuen dabei weder Schmerzen noch Kosten. Doch lohnt die Investition?

Steve Erhardt muss es wissen, schließlich ist der Make-up-Artist aus Hollywood Profi in Sachen Schönheit : Ganze 22 Mal hat er sich schon einem Schönheitschirurgen anvertraut (dem, der auch Jacko bearbeitet), um sich die besten Jahre aus dem Gesicht schneiden zu lassen. Ob ihn das wirklich attraktiver gemacht hat, darüber gehen die Meinungen auseinander. Doch dass eine Fassadenglättung oder Figurmodel-lierung heute nicht mehr nur Domäne des Jetsets, überspannter Rock-Diven oder alternder Playboys ist, hat mittlerweile die Runde gemacht. Immer weniger Männer sind heute gewillt, einfach den Körper hinzunehmen, der ihnen per genetischen Zulall mitgegeben wurde. Der Mann ist heute beim Schönheitschirurgen kein
Sonderfall mehr und der Publikumsverkehr dort rege : Immerhin ist von 2,8 Millionen Schönheitsoperierten in den USA pro Jahr bereits jeder vierte ein Mann. In Deutschland knapp jeder fünfte – was insgesamt rund 60 000 verschönerte Männerantlitze ausmacht, schätzt Dr. Dimitrije Panfilov, Spezialist für Schönheitschirurgie aus Bonn-Bad Godesberg. Und das sind nicht alles komplexbeladene Würmchen : «  Es sind vor allem Männer, die auch sonst im Berufsleben gewohnt sind, zu bekommen, was sie möchten :
Erfolgstypen », erklärt Dr. Funk von der Klinik Dr. Kozlowski in München : « Und die kommen heute mit sehr konkreten Vorstellungen, was ihnen an ihrem Äußeren passt und was nicht : Sie betrachten die Korrektur-maßnahmen dann auch als Investition in die Zukunft. »
Was Manner an sich hasslich finden das Einstiegsalter hierzulande für eine kosmetische Operation liegt meist bei Anfang 20, während die Nachfrage gegen die 60 Fallen wieder abebbt. Doch lässt sich ein Gipfel um Mitte 20 ausmachen, wo die meisten Männer vor allem um eine Verbesserung ihrer Optik bemüht sind. Um die 40 findet sich dann ein zweiter Gipfel, wo vor allem Verjüngungseingriffe nachgefragt werden. « Kurz gesagt wollen junge Männer besser und ältere Männer jünger aussehen », bringt es Dr. Wolfgang Kümpel, Vorsitzender des Verbandes der Privatkliniken für Ästhetisch-Plastische Chirurgie, auf den Punkt. Weshalb die Schwerpunkte
der Eingriffe bei den 25-30-Jährigen vor allem auch auf Ohren- und Nasenkor-rekturen, also den offensichtlichen Schönheitsmängeln, liegen. Später, in den besten Jahren, wenn ein höherer sozialer Status erreicht ist, ranken sich die Gedanken meist um Figurprobleme : Rettungsringe, Schwabbelbäuche oder schlaffe Pobacken. Noch eine Dekade später rücken besonders müde Augen in den Blickpunkt der Beanstandungen. Oft fühlt sich der Mitthünfziger geistig und körperlich vitaler, als es sein Aussehen widerspiegelt. Die am häufigsten nachgefragte chirurgische Maßnahme ist in dieser Altersklasse deshalb auch die Lidstraffung.
Was sich durch Schonheltseperatlonen errelchen lässt bloß keine Wunder erwarten ! Dr. Bert Grundmann warnt: « Jeder Mensch hat nun mal einen genetisch bestimmten Körperbau, aus dem man – innerhalb gewisser Grenzen – zwar durchaus das Beste machen kann, nicht aber unbedingt immer einen Modeltyp. » Auch die Motivation muss stimmen : « Wenn sich jemand beispielsweise einbildet, damit seine Partnerschaft retten zu können, sage ich nein. Oder wenn der Patient die Korrektur nicht von sich aus möchte, sondern vom Partner dazu gedrängt wird. » Nur wer sich schon zuvor als attraktiv empfindet, sollte sich unter Messers Schneide wagen. Eine Studie der American Academy of Facial Plastic and Reconstructive Surgery ergab :
Menschen, die sich um jeden Preis verschönern lassen wollen, leiden oft unter psychischen Problemen. Wirklich zufrieden mit dem Ergebnis einer Operation sind nur Patienten ohne Persönlichkeitsstörung. Was passieren kann, wenn unrealistische oder überzogene Erwartungen aus Sicht eines Patienten nicht erfüllt werden, zeigt ein Vorfall im Mai dieses Jahres : Weil er mit dem Ergebnis seiner Nasenkorrektur nicht zufrieden war, schoss ein 25jähriger Patient in Ludwigshafen seinen Operateur, Professor Gerd Münker, Chefarzt der HNO-Klinik, nieder. Trotz der aus Sicht des Arztes erfolgreichen Operation war der psychisch labile Mann in eine schwere Depression verfallen.

Wie gerate Ich an den Richtigen?

« Es ist heute fast schon die Regel, dass sich viele Patienten bei mehreren Ärzten erkundigen, was in ihrem speziellen Fall sinnvoll oder machbar ist. Das ist schon mal die beste Voraussetzung, um zu sehen, ob man Vertrauen zu einem Arzt aufbauen kann », erklärt Dr. Funk. Im Grunde genommen stellt die Beratung ja nichts anderes dar als die Anprobe eines neuen Anzugs – Kaufzwang besteht keiner, obwohl manche Arzte ein kleines Beratungshonorar verlangen. « Schickt man vier Patienten zu vier gleichen Ärzten, wird sich jeder von ihnen für einen anderen entscheiden », weiß auch Joan Kron, eine der führenden Autoritäten im Bereich der plastischen Chirurgie in Amerika, « jeder setzt einfach andere Prioritäten. » Sie empfiehlt : « Nur keine Hemmungen bei Fragen wie : « Wie häufig haben Sie den Eingriff bereits vorgenommen oder Wie neu oder alt ist Ihre Operationsmethode ? » Auch die Bitte um Vermittlung von Patienten, die sich der gleichen Operation unterzogen haben, um sich mit ihnen auszutauschen, ist durchaus legitim. Vorsicht ist angebracht, denn unter den rund 500 plastisch-ästhetisch arbeitenden
Ärzten in Deutschland tummeln sich einige schwarze Schafe: « Rechtlich gesehen darf in Deutschland jeder approbierte Arzt operieren, auch wenn er keine Facharzt-ausbildung abgeschlossen hat », erklärt Dr. Panfilov. « Manche verschweigen ihre Facharztbezeichnung auch, weil sie als Gynäkologen auch Gesichtskorrekturen durchRühren wollen. » Oft werden dann abenteuerliche Bezeichnungen gewählt wie: « Arzt für Schönheitsoperationen », die es gar nicht gibt. Der « Facharzt für plastische Chirurgie », erläutert Dr. Panfilov, « ist sozusagen das ‘Gütesiegel’ für Chirurgen, die ästhetische Operationen durchführen. » Auch ob der Operateur einer anerkannten Fachorganisation (siehe unten) für plastische Chirurgie angehört, signalisiert Seriosität. Hohe Preise sind nicht unbedingt ein Indikator für Qualität. Joan Kron : « Meist regelt die Nachfrage den Preis. Oft sind die Preise von populären Ärzten höher, weil sie sehr gefragt sind. Was aber nicht bedeutet, dass weniger teure nichts taugen. Oft hatten diese einfach nur noch nicht so viele VIPs unter dem Messer, die ihre Galerie schmücken. »

Die häufigsten Eingriffe bei Männern :

1. Nasenkorrektur : Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose und wird über die Nasenlöcher vorgenommen, so dass später keine Schnitte sichtbar sind. Wenn nötig, wird das Nasenbein gebrochen, überschüssiger Knorpel weggehobelt. Bei Verschmälerung der Nasenflügel oder Verkürzung der Nasenspitze werden die Narben in die Hautumschlagfalten gelegt. Der Eingriff dauert ca. eine Stunde, der Krankenhausaufenthalt zwei bis drei Tage. Nach der Korrektur muss fur ca. zehn bis vierzehn Tage eine Nasenschiene oder -maske getragen werden. Nach zehn bis vierzehn Tagen kann man wieder an die Öffentlichkeit. Kosten: ab ca. 5000 Mark.
2. Kinnkorrektur : Beim vorstehenden Kinn genügt operatives Abmeißeln bzw. Abteilen des überschüssigen Knochens. Bei einem fliehenden Kinn wird ein Implantat aus eigenem Knochen, Knorpel oder aus Kunststoff (meist Silikon) eingesetzt. Beide Eingriffe werden ambulant unter Lokalanästhesie durchgeführt. Der Schnitt erfolgt über den Mund nahe der Schleimhautunterfalte, so dass der Eingriff später von außen nicht sichtbar ist. Er dauert ca. 30 Minuten, danach wird die Kinnregion mit einem Hettpflaster fixiert, das ca. ein bis zwei Wochen getragen werden muss. Kosten: ab ca. 3000 Mark.
3. Fettabsaugen – Liposuktion : Abgesaugt werden kann an allen Körperstellen, wo sich zuviel Fett befindet wie z.B. an: Bauch, PO, Brust oder Doppelkinn. Die Schnitte sind ca. drei bis acht Millimeter lang und werden an möglichst versteckten Stellen gesetzt (z.B. Nabel, Pofalte, Schamgegend). Eine größere Liposuktion wird in Vollnarkose durchgeführt, dabei werden im Durchschnitt zwei bis drei Liter Fett pro Eingriff abgesaugt. Kleinere Abspeckungen bis zu 1,5 Liter sind in Lokalanästhesie möglich. Der Klinikaufenthalt beträgt je nach Eingriff ein bis zwei Tage. Für die Dauer von vier bis sechs Wochen muss nach der Operation ein Mieder getragen werden. Außerdem sollte man für zwei bis drei Tage keine Bürotätigkeit ausüben und zwei bis drei Wochen keinen Sport treiben. Dauer der Liposuktion: ca. eine bis drei Stunden. Kosten: kleine Eingriffe ab ca. 2500 Mark, mittlere ab ca. 5000 Mark und größere ab ca. 9000 Mark.
4. Lidstraffung und Entfernen von S ·Tränensäcken : In der ein bis zwei Stunden dauernden Operation mit Lokalanästhesie wird die Haut an den Unter- und Oberlidern halbmondförmig entfernt. Dabei liegen die Schnitte beim Oberlid in der Hautumschlagfalte und beim Unterlid direkt unter den Wimpern. Teilweise werden auch überflüssige Muskelstreifen entfernt. An den Lidern werden die überschießenden « Fetttropfen » mit dem elektrischen Messer abgetrennt. Der Klinikaufenthalt beträgt ein bis drei Tage. Nach ca. ein bis zwei Wochen ist man wieder arbeitsfähig. Kosten : Oberlider ab ca. 2500 Mark, Unterlidstraffung ab ca. 3000 Mark. In Kombination meist ab ca. 5000 Mark.
5. Facelift : Die Schnittführung beim klassischen Lifting beginnt hinter dem Schläfenhaaransatz. Winkel – oder bogenförmig verläuft sie dann bis zum oberen Pol der Ohrmuschel, wird dann scharf am Ohr vorne vorbei um das Ohrläppchen gezogen und endet dann hinter dem Ohr im behaarten Kopfbereich. Je nachdem wie weit die Haut erschlaffl war, werden dann « überschüssige » Hautstreifen von ca. zwei bis fünf Zentimetern Breite entfernt. Die Eingriffsdauer liegt meist bei mehreren Stunden und wird in Vollnarkose vorgenommen. Wegen der besonderen Haarsituation (sehr kurzes oder lichtes Haar) ist bei Männern oft eine individuelle Schnittführung erforderlich. Auch der Bartwuchs sollte dabei berücksichtigt werden, da sonst nach dem Lifting die Bartstoppeln bis « ins Ohr » wachsen können. Auch zu bedenken: Bei einer späteren Glatzenbildung werden alle Narben sichtbar. Nach dem Eingriff wird für ein bis zwei Tage ein weicher Kopfverband angelegt. Der Klinikaufenthalt dauert ein bis sechs Tage. Wieder gesellschaftsfähig ist man nach ca. zwei bis drei Wochen. Kosten : ab ca. 8000 Mark.
6. Penisvergrößerung : Der Umfang des Penis wird mittels Eigenfett, das aus den Oberschenkelinnenseiten oder vom Bauch abgesaugt wird, vergrößert. Mittels einer Spezialkanüle mit einem Durchmesser von nicht mehr als einem Millimeter wird das von Öl und Serum befreite Fett in die Penishaut gespritzt. So läßt sich der Umfang des Gliedes beispielsweise von 8 auf 12 Zentimeter vergrößern. Dabei verlängert es sich durch die Schwere im unerregten Zustand um bis zu zwei Zentimeter. Nach dem Eingriffwird ein Spezialverband angebracht und mindestens drei Wochen Enthaltsamkeit gefordert. Der Eingriff erfolgt ambulant unter örtlicher Betäubung und dauert ca. 1,5 Stunden. Kosten : ab ca. 5000 Mark.
Umfrage der Proaesthetic Privatklinik, Heidelberg, zu liposuktion :
92% würden die Behandlung weiterempfehlen
45% gaben an, daß die Behandlung weniger unangenehm war, als erwartet
28% hatten es sich genau so vorgestelit 30% fanden es unangenehmer
50% fanden die Nebenwirkungen wie sluterqüsse oder gelegentliche Taubheitsgefühle gar nicht bis wenig störend
30% konnten bereits nach 2 Wochen wieder beschwerdefrei Sport treiben
27% nach drei Wochen
16% nach vier Wochen
50% der Patienten machen den Eingriff nicht publik


Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie, Beiertheimer Allee 18b, 76137 Karlsruhe. Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen, Bleibtreustraße 12, 10623 Berlin.



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Fakten

Eingriff : Penisvergrößerung Alter des Patient : 32 Jahre
Beruf : Busfahrer
OP-Termin : 4. Juni 1999
Motiv : « Seit über 15 Jahren habe ich den Komplex, dass er zu klein ist. Das wollte ich ändern. »
OP-Dauer : 1 Stunde
Klinikaufenthalt : 1 Tag
Eingespritzt wurden : 60 ml Eigenfett
Schmerzen : leichtes Ziehen in den Oberschenkeln nach der Fettabsaugung.
Schwellungen : im Normbereich
Narben : nicht sichtbar
Komplikation : keine
Nachwirkungen : 3 Wochen Enthaltsamkeit
Berufliche Auszeit : 2 Tage
Kommentar : « Im Herbst habe ich schon den Termin für die nächste Verprößerung fest ein geplant. »
Eingewweihte : die Schwester, ausgesuchte Freunde
Ergebnis : im nichterigierten Zustand 1,5 Zentimeter mehr Umfang und auf Grund des höheren Gewichts 1 Zentimeter mehr Länge.
OP-Preis: ca. 4000 Mark
Ärzte : Dr. Marc Abecassis, Paris und Dr. Dimitrije Panfilov, Bonn.
Kontakt zum Arzt : übers Fernsehen


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Operationsablauf :

  • Der Arzt überprüft, wo das für den Aufbau benögtigte Eigenfett entnommen werden kann ; hier an den Oberschenkelinnenseiten
  • Über winzige Schnitte im Oberschenkelbereich wird eine Speziallösung eingebracht. Sie betäubt das Areal leicht und regt die Fettzerstzung an
  • Das so « aufgeweichte » Fett lässt sich leicht absaugen ; hier mit Spezialspritzen, die über eine besondere vakuumerzeugende Verschlussvorrichtung verfügen
  • Das gewonnene Fett wird gefiltert, um größere Gewebeteilchen aus den Flüssigkeit zu entfernen.
  • Das Eigenfett wird mit Spezialkanülen von nicht mehr ais einem Millimeter Durchmesser unter die Penishaut eingebracht.
  • Der Verband bleibt nur wenige Tage